Tag der guten Daten, 11.02.2025
Wem gehören die Daten eigentlich?
Veranstaltungsort: SR 62.31 (Hauptbibliothek, 3. OG, Universitätsplatz 3a, 8010 Graz)
In der Love Data Week, in der dieses Jahr die Frage “Whose Data Is It, Anyway?” diskutiert werden soll, wird es an der Universität Graz eine ganztägige Veranstaltung zu diesem Thema geben. Am Vormittag wird der Umgang mit Daten in diversen Vorträgen im Mittelpunkt stehen. Dr. Katja Mayer (Universität Wien) wird die Vortragsreihe am Vormittag eröffnen und über “Offene Forschungsdaten und KI: Wer kontrolliert, wer trägt Verantwortung?” sprechen. Dabei stellt sie die Herausforderungen und Chancen, die mit offenen Daten in der Wissenschaft verbunden sind, vor und lädt dazu ein, Strategien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Forschungsdaten im KI-Zeitalter zu entwickeln. Weitere Vortragende werden ihre individuellen Zugänge zum Tagungsthema vorstellen. Dieser Teil der Veranstaltung wird auch per Livestream übertragen.
Am Nachmittag findet ein Workshop zu rechtlichen Aspekten im Forschungsdatenmanagement statt, in dem anhand von konkreten Fallbeispielen die Grundlagen von Urheberrecht, Datenschutz und Lizenzvergabe vorgestellt werden. Die Teilnehmerzahl am Workshop ist beschränkt.

Programm, 11.02.2025
Veranstaltungsort: SR 62.31 (Hauptbibliothek, 3. OG, Universitätsplatz 3a, 8010 Graz)
9:00-9:15: Willkommen, Grußworte
9:15-10:15: Offene Forschungsdaten und KI: Wer kontrolliert, wer trägt Verantwortung?
Keynote von Dr. Katja Mayer, Universität Wien
Daten sind eine der zentralen Ressourcen unserer Zeit, aber wem gehören sie wirklich? Und wer entscheidet, wie sie genutzt werden? Im Rahmen der diesjährigen Love Data Week mit dem Motto "Wessen Daten sind es eigentlich?" beleuchtet dieser Vortrag die Rolle offener Forschungsdaten in Forschung und Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI). Offene Daten ermöglichen wissenschaftliche Innovation und Kooperation, werfen aber auch drängende Fragen nach Kontrolle, Verantwortung und Gerechtigkeit auf.
Der Vortrag diskutiert, wie Datenverwaltung und Datennutzung zwischen unterschiedlichen Akteuren – von Forschenden über Unternehmen bis hin zu Regierungen – ausgehandelt werden sollten. Dabei stehen die Herausforderungen im Vordergrund, die durch den Umgang mit offenen Daten entstehen, etwa in Bezug auf Reproduzierbarkeit, Transparenz und ethische Standards. Gleichzeitig wird gezeigt, wie offene Daten als öffentliches Gut genutzt werden können, um wissenschaftliche Unabhängigkeit zu stärken und Gemeinwohl zu schaffen.
Mit einem kritischen Blick auf politische und institutionelle Rahmenbedingungen lädt der Vortrag dazu ein, über die Herkunft und Nutzung von offenen Forschungsdaten nachzudenken und gemeinsam Strategien für einen verantwortungsvollen Umgang im Zeitalter der KI zu entwickeln.
(Vortragssprache DE)
Dr. Katja Mayer, Soziologin an der Universität Wien, erforscht die Schnittstellen von Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Seit 2019 beschäftigt sie sich intensiv mit der Politik offener Wissenschaft und Daten, mit Schwerpunkten in Citizen Science, Computational Social Sciences und Künstlicher Intelligenz. Sie war PI internationaler Forschungsprojekte, Berichterstatterin für die Open Science MLE der Europäischen Kommission und hat in den Bereichen Politikberatung sowie Wissenschaftsdiplomatie geforscht. Ihre Erfahrungen in der IT-Branche und als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Präsidentin des Europäischen Forschungsrats ERC prägen ihren transdisziplinären Ansatz. Dr. Mayer unterrichtet Critical Data Studies und engagiert sich in der Förderung offener Forschungspraktiken.
10:30-12:45: Vorträge
Nach der Keynote werden am Vormittag in Vorträgen einschlägige Themen im Zusammenhang mit dem Motto der Love Data Week diskutiert:
10:30-11:00 - Mag. Dr.rer.nat. Alexander Muhr (TU Graz, Forschung und Technologie Haus): Love Data Week 2025 “Whose Data Is It, Anyway?” - Ein kurzer Überblick
Das diesjährige Motto der Love Data Week aufgreifend, soll der Vortrag einen kurzen Überblick über den „Besitz von Daten“ geben, beginnend mit den rechtlichen Grundlagen von geistigem Eigentum. Im Weiteren werden die Themen Urheberrecht (Autor, Werknutzungsbewilligung, Werknutzungsrecht), Daten bei Publikationen (Open Access, Open Data, Open Source) und Forschungsprojekten unter verschiedenen rechtlichen Bedingungen sowie aktuelle Herausforderungen (AI Act) angesprochen und sollen als Diskussionsgrundlage dienen.
(Vortragssprache DE)
Alexander Muhr, Projektmanager im Bereich Erfindungsservice und Technologieverwertung der Technischen Universität Graz war mehrere Jahre als Forscher in den Bereichen Zellbiologie, Mikrobiologie und Biotechnologie tätig. Seit 2014 beschäftigt er sich am Forschungs- & Technologie-Haus mit Erfindungen und Software in Bezug auf Schutz- und Verwertungsmöglichkeiten. Dazu gehört auch die Verhandlung von Verträgen sowie die Prüfung von Klauseln in Bezug auf geistiges Eigentum und dessen Nutzung. Dr. Muhr hält auch Weiterbildungen und Lehrveranstaltungen zu diesem Thema mit besonderem Bezug zur universitären Forschung.
11:00-11:30 - Mag. phil. Walter Scholger (Uni Graz, Institut für Digitale Gesiteswissenschaften): Best Practice zu Forschungsdaten in den Digitalen Geisteswissenschaften
Die europäischen ESFRI Forschungsinfrastrukturkonsortien DARIAH-EU (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) und CLARIN-ERIC (Common Language Resources and Technology Infrastructure) versuchen, Digitale Geisteswissenschafter:innen aus ganz Europa miteinander zu vernetzen und Communities of (Best) Practice aufzubauen. Bildungs- und Forschungsressourcen werden ebenso entwickelt und zur Verfügung gestellt wie Forschungswerkzeuge. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Initiativen, die den offenen Umgang mit und Zugang zu Forschungsdaten unterstützen und auch im Bereich der "guten wissenschaftlichen (Daten-)Praxis" Standards über Landes- und Disziplinengrenzen hinweg setzen wollen. Dieser Beitrag stellt zentrale Open Science Ressourcen und Aktivitäten dieser Forschungsinfrastrukturkonsortien, insbesondere aber jene des österreichischen CLARIAH-AT Konsortiums vor.
(Vortragssprache DE)
Walter Scholger studierte Geschichte und Angewandte Kulturwissenschaften (Kulturmanagement) in Graz (AT) und Maynooth (IE) und ist seit 2008 Institutsmanager am Institut für Digitale Geisteswissenschaften an der Universität Graz. Er ist Mitglied des Vorstandes des deutschsprachigen DH-Verbandes (DHd) und Sprecher des österreichischen CLARIAH-AT Digital Humanities Konsortiums. Neben Verwaltung und Projektmanagement liegt sein Hauptaugenmerk auf rechtlichen Aspekten der (digitalen) Wissenschaft, Open Science und der digitalen Veröffentlichung und Nachnutzung von Forschungsdaten aus den Bereichen Wissenschaft und Kulturerbe.
11:40-11:45 - Pause
11:45-12:15 - Emily Kate Genatowski (Uni Wien, Institut für Geschichte): Academic Citations of Digital Sources
Der Vortrag präsentiert ein Projekt, das umfassende Zitationsstandards für digitale Ressourcen in den Geisteswissenschaften entwickeln und (zuerst) an der Universität Wien implementieren wird. Ausgehend von den 2023 an der Universität Wien (Institut für Geschichte) um digitale Objekte erweiterten Zitierrichtlinien, soll im Rahmen eines CLARIAH-AT-Kleinprojekts eine verbesserte Version erarbeitet werden. Das Vorhaben umfasst die Zirkulation und Diskussion bestehender Empfehlungen, eine systematische Recherche zu Best Practices und aktuellen Standards sowie einen Feedback-Prozess innerhalb des Konsortiums. Ziel ist es, die Nachnutzung von Forschungsdaten zu fördern und eine breitere Akzeptanz für einheitliche Zitationsstandards zu schaffen.
(Vortragssprache EN)
Emily Genatowski hat einen Bachelor-Abschluss in Geschichte von der Columbia University und einen Master-Abschluss in Museumswissenschaften von der Harvard University. Ihre berufliche Laufbahn umfasst Positionen am Smithsonian Institute, der Frick Collection und bei Google, wo sie als nordamerikanische Koordinatorin für Google Arts & Culture tätig war. Emily gründete die gemeinnützige Organisation Global Art Access, die sich auf die Digitalisierung von Kunstwerken in Privatsammlungen spezialisiert hat. Derzeit ist Emily Doktorandin an der Universität Wien, wo sie sich auf die Anwendung von Open-Source-Intelligence und Datenanalyse in der Aufzeichnung zeitgenössischer Geschichte konzentriert. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, wobei sie Satellitenbilder, Flugradardaten und Geolokalisierungsdaten aus mobilen Anwendungen zur Verifizierung offizieller staatlicher Medienberichte untersucht.
12:15-12:45 - Dipl.-Ing. (FH) Michael Freidl, MA (Uni Graz, IDea_Lab): Data Governance: Neues Fundament für Forschungsdaten an der Uni Graz
Forschungsdaten sind das neue Gold der Wissenschaft – wertvoll, vielseitig einsetzbar und von entscheidender Bedeutung für den Fortschritt. In einer Zeit, in der die digitale Transformation Forschung grundlegend verändert, stehen wissenschaftliche Einrichtungen vor der Herausforderung, dieses Potenzial verantwortungsvoll und nachhaltig zu nutzen. Die Universität Graz setzt mit ihrer neuen Data Governance-Richtlinie, welche im November 2024 vom Rektorat der Uni Graz beschlossen wurde, einen wegweisenden Standard für den Umgang mit Forschungsdaten. Sie schafft klare Rahmenbedingungen für Data Ownership, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten und legt damit den Grundstein für ein robustes Datenökosystem, das gleichzeitig Innovation fördert und wissenschaftliche Integrität sichert.
(Vortragssprache DE)
Michael Freidl hat einen Hintergrund in Informationsmanagement, IT-Recht und Patentmanagement und verfügt über knapp 15 Jahre Erfahrung im Bereich Patentschutz und -verwertung für verschiedene Institutionen. Er engagiert sich aktiv in der Unterstützung von Start-ups und koordiniert derzeit Spin-off-Programme an der Universität Graz, während er auch im Aufsichtsrat der Science Park Graz GmbH und als Mitglied des Entrepreneurship-Beirats der Universität für Bodenkultur Wien tätig ist. Seit 2023 leitet Freidl das Data Lab Team an der Universität Graz, das sich im Rahmen der IDea_Lab-Initiative auf digitale Innovation in der Forschung konzentriert.
Keynote und Vorträge werden auch als Live-Stream zur Verfügung gestellt. Wenn Sie sich angemeldet haben, erhalten am Vortag den Zoom-Link zugesandt.
12:45-13:45: Mittagspause
Für das leibliche Wohl der anwesenden Gäste ist gesorgt!
13:45-17:30: Workshop
Rechtliche Aspekte des Forschungsdatenmanagements
Dieser Workshop am Nachmittag befasst sich mit den rechtlichen Aspekten des Forschungsdatenmanagements anhand konkreter Anwendungsfälle. Im Mittelpunkt stehen drei zentrale Themen: Urheberrecht (Dr. Thomas Luzer, UB Wien), Datenschutz (Dr. Manuela Postl, FMS Uni Graz) und Lizenzierung (Mag.Dr. Michael Kopp, ZdLL Uni Graz). Anhand praxisnaher Fallbeispiele werden die rechtlichen Herausforderungen und Lösungsansätze im Forschungsdatenmanagement veranschaulicht. Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmenden einen praktischen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu vermitteln und sie für potenzielle Fallstricke zu sensibilisieren.
Der Workshop wird nicht gestreamt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt!
Als Vorbereitung für den Workshop ist die Lektüre folgender Texte empfehlenswert: